Digitalisierung als ethische Aufgabe

Der Mikrokosmos

Ein Unternehmen ist wie eine eigene kleine Welt, mit eigenen Gesetzen und Bräuchen. Doch durch die Digitalisierung gerät diese in Aufruhr. Der Zeitpunkt für mehr Dialog auf Augenhöhe.

Wenn sich Unternehmen heute auf den Weg in die Zukunft machen, heißt das nicht mehr nur, dass die Leitungsebene ein Konzept entwickelt, das die Mitarbeiter umsetzen müssen. Heute ist klar, dass Mitarbeiter an den Veränderungen im Unternehmen beteiligt werden müssen. So ist zum Beispiel sehr treffend nach der katholischen Soziallehre das Unternehmen nicht nur der Selbstzweck des Unternehmers, sondern ein Teil der Gesellschaft, der diese Gesellschaft voranbringen und besser machen soll.

Das fängt in Sachen Digitalisierung bei jedem einzelnen Menschen an: Fast jeder nutzt Social Media oder bestellt sich Sonntags das Abendessen beim Lieferservice – die Digitalisierung hat unseren Alltag längst erreicht. Diese Erfahrungen können Mitarbeiter mit ins Unternehmen bringen. Erst aus dem einzelnen Menschen heraus kann sich ein Team weiterentwickeln und erst ein Team bringt ein Geschäftsmodell nach vorne. Schon oft habe ich erlebt, dass diese Reihenfolge umgekehrt wird und vom Geschäftsmodell her gedacht wird. Es muss aber der Mensch an erster Stelle stehen.

Fördern und Fordern

Die Einbindung der Mitarbeiter geht dabei in zwei Richtungen: Auf der einen Seite haben sie den Anspruch, gehört zu werden, denn sie sind in ihren jeweiligen Bereichen die Fachleute. Allerdings verlangt die Mitbestimmung ihnen auch ab, sich Gedanken über das Unternehmen zu machen und bei Unternehmensentscheidungen mitzugehen, auch, wenn diese nicht ihren persönlichen Wünschen entsprechen.

„Unternehmer müssen digitale Pioniere und Vorbilder für ihre Unternehmen sein“

Die Aufgabe des Unternehmers wandelt sich in diesem Umfeld vom unangefochtenen Alleinherrscher hin zum weisen Steuermann: Er muss die Zeichen der Zeit erkennen, Mitarbeiter auf Herausforderungen hinweisen, Vorbild sein und Vorweg gehen. Er verfolgt das Ziel: gemeinsam Zukunft schaffen und Verantwortung wahrnehmen.

Dabei spielt ein Aspekt auch im Hinblick auf der unternehmerischen Verantwortung für die Mitarbeiter eine besondere Rolle: Weiterbildung. Um die Mitarbeiter nicht nur digital zu machen, sondern auch mit ihnen an Strukturen zu arbeiten, müssen sie auf dem neuesten Stand sein, auch für zukünftige Aufgaben. Dafür können jetzt schon Weiterbildungsetats genutzt werden. Vielleicht sind nicht alle Fähigkeiten für den momentanen Arbeitsalltag interessant, es ist aber wichtig, digitale Grundsteine zu legen, damit Mitarbeiter darauf dann aufbauen können – und damit das Unternehmen verbessern.

Junge an die Macht

Ein Problem, das es vor allem bei Mittelständlern mit konservativerem Profil gibt: Hier haben es junge Fachkräfte oft schwer, sie müssen durch eine härtere Schule gehen als anderswo, sich noch länger und noch stärker beweisen. Das aber hemmt das Unternehmen. Junge digitale Leute müssen in Führungspositionen, die Erfahrung der Älteren mit ihren neuen Ideen ergänzen. Dafür brauchen sie Orte, um sich einbringen zu können – und sie brauchen Wertschätzung. Sie können durch neue Arbeitsweisen und neue Blickwinkel das Unternehmen weiterbringen, gemeinsam mit den Älteren,
als Symbiose zwischen guten Erfahrungen und der digitalen Zukunft.

Die digitale Zukunft zu gestalten, bleibt also eine ganzheitliche Aufgabe, für Mitarbeiter aller Bereiche, Hierarchiestufen und Altersklassen. Denn das Unternehmen als gemeinsames Projekt aller kann die Zukunft nur als Teamleistung meistern.

Über den Autor

Stefan Lesting ist Geschäftsführer der Lesting Media & Consulting. Zusammen mit seinem Team berät er Unternehmen und Organisationen zu den Themen Reichweitensteigerung, Social Media und Digitale Transformation. Lesting hält in diesen Bereichen regelmäßig Vorträge und leitet Workshops.

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