Warum ich nicht an den Erfolg von Threema glaube

Aktuell popt in meiner Timeline auf Facebook alle paar Minuten die Nachricht auf, dass wieder ein Nutzer Threema installiert hat. Dieser Schritt basiert insbesondere auf die bekannt gewordenen „Sicherheitslücken“ in WhatsApp sowie die Übernahme von WhatsApp durch Facebook. Bei der im Volksmund beschriebenen Sicherheitslücke handelt es sich insbesondere dabei um die Möglichkeit, dass WhatsApp die Möglichkeit besitzt auf Telefongespräche und Ortsangaben zuzugreifen. Hinzu kommt das Facebook WhatsApp für die unbeschreibliche Summe von 19 Milliarden US Dollar gekauft hat und dadurch Zugriff auf viele weitere persönliche Daten bekommt.

Hat Threema eine Zukunft?

Ich habe mich gefragt, ob Threema eine Zukunft haben kann und ich glaube die ernüchternde Antwort lautet schnell und einfach nein. Die Flucht von dem einen in den anderen Dienst befriedigt zwar das gute Gefühl der Deutschen, aber eben auch nur der Deutschen. In einer immer global operierenden Welt, bei Freundesnetzwerken, die sich zunehmend über mehrere Länder erstrecken wird der Trend von Threema aber schnell gestoppt sein, da sich nur wenige diesen Dienst installieren werden.

Threema ist nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein trending Topic

Ein Blick auf die Resonanz von Threema im englischsprachigen Raum ist ernüchternd, wenn man den Google News Ergebnissen trauen darf. Hier stellt sich schnell heraus, dass Threema es maximal auf die englischsprachigen Seiten deutscher Computerzeitschriften geschafft hat. Wichtige Zeitschriften und Magazine in Amerika sind noch nicht auf den Dienst aufmerksam geworden. Wer also nicht nur mit wenigen Threema Nutzern kommunizieren möchte, der braucht zumindest eine weitere App, die wie WhatsApp über Grenzen hinweg massentauglich ist.

Privatsphäre und Datenschutz ist ein deutsches Phänomen

Das Datenschutz und Privatsphäre ein deutsches Phänomen ist wird meines Erachtens auch dazu führen, dass Threema sich nicht durchsetzen wird. Es gibt jetzt am Anfang einen großen Hype und einen Anstieg der Installationen, aber Threema wird WhatsApp und den Facebook-Messenger wahrscheinlich nie ersetzen.

Erst wenn Google oder ein anderes großes Unternehmen wieder einmal zum Angriff auf die neu entstandene Konkurrenz aus dem Hause Facebook reagiert, wird es wieder eine erstzunehmende Veränderung auf dem internationalen Markt der Nachrichtendienste geben.

Ein Blick auf das Betriebssystem

Zum Abschluss lohnt sich dann noch ein weiterer Blick, ein Blick der tiefer geht, als nur das gute Gefühl ein neues Symbol auf seiner Smartphone-Oberfläche berühren zu dürfen. Es ist der Blick der auf das Betriebssystem eines jeden Handys geworfen werden sollte. Die vorhandenen Betriebssysteme haben von Hause aus Zugriff auf die Daten eines jeden Handys und so nützt es am Ende nicht den Nachrichtendienst zu wechseln, sondern nur seine Einstellung zum Thema Privatsphäre und Datenschutz zu ändern: Lebt ehrlich und verhaltet euch aufrichtig. Und da wir Menschen sind und immer wieder Fehler machen brauchen wir keine neuen Apps, sondern eine Kultur der Vergebung und Verzeihung.

 

2 responses to “Warum ich nicht an den Erfolg von Threema glaube

  1. Zwei Widersprüche meinerseits zu deinem Blogbeitrag, Stefan:

    Erstens spielt WhatsApp in den USA kaum eine Rolle, da hier die SMS-Preise so niedrig sind, dass die Amis kaum andere Shortmessaging-Systeme nutzen. Viele Amis waren überrascht, dass FB WA übernommen hat – zwar ein US-Unternehmen, aber dort kaum bekannt. Auch nicht bei Web/SoMe-Insidern.

    Zweitens glaube ich nicht, dass der FB-Messenger je eine große Rolle gespielt hat. Genau deswegen hat sich FB m.E. halt WA an Land gezogen – bevor der ShortMessaging-Riese noch zu gefährlich wird.
    Mir stellt sich die Frage, wie WA/FBM/Threema/etc. von den Usern genutzt werden. Mit wem kommunizieren sie mit diesen Diensten? Findet die Kommunikation im internationalen Kontext statt, wo es dann auch wichtig ist, möglichst wenige Apps einzusetzen, um den Überblick zu behalten bzw. Gruppenkommunikation zu führen? Oder sind hier bei uns doch eher deutschsprachige Kommunikationspartner/-innen angesagt, die dann auch den Wechsel z.B. zu Threema mitmachen. Sie leben und denken ja in der gleichen Datenschutz-Welt.

    Nicht zuletzt finde ich es wichtig, immer wieder für das Thema Datenschutz und Privatsphäre zu sensibilisieren. Denn wir haben schon viel zu viel aus der Hand gegeben. Da hilft eine „Kultur des Vergebens und Verzeihens“ zwar unter uns hier. Die Global Player unter den Werbetreibenden und Nachrichtendiensten, die unsere Daten haben möchten, werden sich darum aber in keinster Art und Weise scheren. Und das ist die Herausforderung, die wir zu bewältigen haben.

    Siehe zu dem Thema auch meinen Blogbeitrag auf » http://ralf-simon.de/blog/2014/02/20/gesicherte-kommunikation/

  2. Ein sehr interessanter Artikel zu diesem Thema. Ich bin auch sehr gespannt, wie sich Threema gegen Whatsapp behaupten wird und wie sich diese Messenger in den nächsten Monaten entwickeln werden.

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