Nach der Modeerscheinung des Web 2.0 stecken wir schon längst in den Anfängen der nächsten Epoche des Internets.

Es wird Zeit das nächste Kapitel des Internets öffentlich zu benennen, nachdem im Jahr 2005 die Rede vom Web 2.0 war, so sollte heute eher der Begriff vom „Web 3.0“ gewählt werden, um die Weiterentwicklung des Mediums zu beschreiben. Doch was müssen wir genau unter dem Web 3.0 verstehen?

Es ist vor allem erst einmal ein Zeitabschnitt, der durch ein bestimmtes Benutzerverhalten geprägt wird, ähnlich wie die vorangegangenen Epochen des Internets. Dabei wird das Web 3.0 gerade dadurch geprägt, dass wir nicht mehr zwischen realem und virtuellem Leben einer Person, die das Internet nutzt, unterscheiden können. Das Internet ist zu einem Teil des Lebens geworden, da es immer im realen Leben mit dabei ist und eine wichtige Rolle spielt.

Die technische Weiterentwicklung der mobilen Technologien hat dabei geholfen und so kann sich heutzutage fast jedes Mobiltelefon mit wenigen Klicks ins Internet verbinden. Darüber hinaus haben sich auch die Telefontarife dem Bedarf angepasst und so gibt es bezahlbare Datenoptionen, die es den Menschen ermöglichen immer online zu bleiben. Im Endeffekt gibt es durch diesen Umstand keine reinen virtuellen Identitäten mehr bei der alltäglichen Nutzung des Internets.

Einzig und allein Phänomene, wie 3D Welten und virtuelle Spiele haben den Anspruch darauf, dass der User in eine Parallelwelt eintritt und dort in den Charakter einer Spielfigur übernimmt. Das bekannteste Beispiel für solch eine Welt ist „Second Life“, doch wie der Name schon sagt handelt es sich hier um ein bewusst ausgewähltes zweites Leben. Jeder User, der hier einsteigt weiß also darüber Bescheid, dass er sich auf eine Plattform begibt, die vornehmlich der reinen Unterhaltung dient und darüber hinaus meidet der Mainstream die 3D Welten. Dies stellt einen krassen Gegensatz zu den populären sozialen Netzwerken dar, wie Facebook, Xing oder StudiVZ, denn in diese Netzwerke tritt der User mit seinem wahren Gesicht auf.

Ein User kann zwar versuchen sich online besser darzustellen als er wirklich ist, doch hat dieses schon auf kurze Sicht keinen Erfolg, denn in der neuen Realität sind alle online und das Feedback kommt direkt und bestraft Lügen eiskalt. Vielleicht führt das Internet in seiner Eigenart auch dazu, dass die Menschen ehrlicher miteinander  umgehen. Wozu es auf jeden Fall führen wird ist, dass die Menschen immer mehr Berührungsängste verlieren werden, um aufeinander zuzugehen.

Schon heute erzählen die Menschen live und unzensiert von den Orten, an denen sie sich gerade aufhalten und treten durch Dienste, wie Twitter ganz unbewusst mit Menschen in Kontakt, die sie nicht kennen, welche aber ähnliche Interessen verfolgen. So kann es zum Beispiel vor einem Konzert oder einem Kongress vorkommen, dass Personen sich über das Internet kennenlernen und dann beschließen sich auf dem Event zu treffen und dieses gemeinsam zu erleben. Doch es brauchen auch nicht immer Events sein, welche die Menschen antreiben sich mit anderen fremden Menschen zusammenzusetzen. Ein gutes Beispiel hier ist sicherlich ein Twittagessen. Hierbei treffen sich verschiedene Personen einfach nur um dem Bedürfnis nachzugehen etwas zu essen nach einer Verabredung, die online über den Kurznachrichtendienst Twitter stattgefunden hat. Die durch das Internet teilweise gegebene Anonymität wird bei solch einem Essen aufgegeben zugunsten einer gemeinsamen Mahlzeit und frei von Berührungsängsten.

Da das Internet gerade erst am Anfang des Web 3.0’s steht ist in der Zukunft noch viel Spielraum gegeben den Begriff „Web 3.0“ auszudehnen und mit konkreten Inhalten und Plattformen zu verknüpfen. Doch ein Trend lässt sich schon heute festhalten und das ist der, dass das neue Zeitalter des Internets nicht nur persönlicher wird, sondern auch immer menschlicher. Dies liegt dann vor allem daran, dass immer mehr Personen online sind, aber auch vor allem an der Tatsache, dass die Hürden immer geringer werden um das Internet mitzugestalten und in sein Leben zu integrieren.

Am Ende ist das Web 3.0 einfach nur der Zeitraum, indem die bisher vorhandenen Grenzen  zwischen virtueller und realer Welt verschwinden und eine Unterscheidung unnötig und sogar vielleicht unmöglich wird.

Über den Autor

Stefan Lesting

Stefan Lesting ist Geschäftsführer der Lesting Media & Consulting. Zusammen mit seinem Team berät er Unternehmen und Organisationen zu den Themen Reichweitensteigerung, Social Media und Digitale Transformation. Lesting hält in diesen Bereichen regelmäßig Vorträge und leitet Workshops.

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